Das besondere Fossil

Januar 2006- Rhyncholithes hirundo Faur-Biquet
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Rhyncholithes hirundo Faur-Biquet

Oberkiefer von Germanonautilus mit vollständiger Kapuze
Oberer Muschelkalk, evolutus –Zone Troistedt
Größe: 2,4 x 1,2 cm
leg. et. det.: S.Rein

Beschreibung:

Rhyncholithes - der Oberkiefer von Germanonautilus - wird häufiger gefunden als der Unterkiefer Conchorhynchus . Auch seine Variabilität ist sehr groß (Abb. d – f). Auf die Einteilung der Rhyncholithen von Till (1906) in zwei Gruppen, die Curvati (mit gebogener Kapuze) und Recta (mit geradlinig abfallender Kapuze) wird in diesem Rahmen nicht näher eingegangen.


Abb. 11 d



Abb. 11 e



Abb. 11 f


Beispiele der Variabilität von Rhyncholithes

Wichtig für die Rekonstruktion der Muskelansätze ist die Kenntnis vom vollständigen Aufbau der Kapuze. Bisher wurde diese immer wie im Schema (Abb. c) zu sehen dargestellt und dabei übersehen, dass der hintere Kapuzenrand lediglich eine Bruchkante ist.


Abb. 11 c: Rhyncholithes hirundo: Terminologie (nach Till 1906 und Müller 1963), abgeändert aus Müller 1963.


In Wirklichkeit zieht die Kapuze haubenartig über den Schaft weiter nach hinten (Abb. b). Diese flächenhafte kalkige Stabilisierung der Kapuze hatte sicherlich eine funktionelle Bedeutung für den Ansatz der Muskulatur. Häufig darin in kohliger Form erhalten gebliebene vormals organische Reste belegen diese Vermutung.


Abb. 11 b: Lateral, ventral und dorsale –Sicht des Rhyncholithen


Wie der Unterkiefer, besteht auch der Oberkiefer des rezenten Nautilus aus horniger Substanz. Lediglich die Schnabelspitze ist von einer dünnen Kalklage überzogen. Im Unterschied dazu ist Rhyncholithes von Germanonautilus ein kompaktes Kalkgebilde. Die mechanisch beanspruchten vorderen Kieferteile werden nicht aus Zahnschmelz gebildet, sondern sind wiederum durch dünne organische Lagen gehärtet (Abb. g).


Abb. 11 g: Schliffpräparat von Rhyncholithes


Literatur:

Müller, A. H. (1963b): Über Rhyncholithen aus dem Oberen Muschelkalk des germanischen Triasbeckens.- Geologie 12: 842-857, 12 Abb., 3 Taf., Berlin.

Rein, S. (1998): Biologie und Lebensweise von Germanonautilus Mojsisovics 1902; Teil II: Ontogenie, Ernährung und Ökologie von Germanonautilus.- Veröff. Naturhist. Mus. Schleusingen, 13 , 3 - 14, 14 Abb., Schleusingen.

Till, A. (1906): Die Cephalopodengebisse aus dem schlesischen Neocom.- Jb. K.k. Geol. Reichsanstalt, 56: 89-154, 22 Abb., 2 Taf., Wien