Das besondere Fossil

Februar 2010- Procolophonichnium haarmühlensis (Holst, Smit & Veenstra 1970)
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Ichnogenus Procolophonichnium NOPSCA 1923
Procolophonichnium haarmühlensis (Holst, Smit & Veenstra 1970) (Abb. 1)
Bildausschnitt ca. 10x15cm
Oberer Röt, Grenzgelbkalk Member
ZKW Otterbein / Müs

Fundsituation und Beschreibung:

Im Unteren Muschelkalk und Obersten Buntsandstein (Röt) sind im Stbr. der ZKW Otterbein drei Fährtenhorizonte nachgewiesen (Dietrich & Fichter 2003). Aus der untersten, einer zwischen Grenzgelbkalk und dem Grenzoolith (Baumgarte & Schulz 1986) liegenden ca. 80cm mächtigen, leicht dolomitischen, mit Trockenrissen durchzogenen Biolaminitlage, entstammt das Fundstück. Diese Biolaminite entstanden in den periodisch überfluteten Karbonatwatten. an den Rändern des Muschelkalkmeeres. Trockenrisse und Fährten dokumentieren zumindest kurzfristige Perioden des Trockenfallens. Der darüber folgende Grenzoolith repräsentiert mit seinem bereits vollmarinen Fauneninhalt (Muscheln, Schnecken und juvenile Beneckeia) den Lebensraum der oolithischen Karbonatsande im bewegten Flachwasser. DIETRICH & FICHTER 2003, ordnen den Grenzoolith dem Grenzgelbkalk Member zu.
Die Platte zeigt alle vier Fußabdrücke eines nicht ganz katzengroßen Reptils, das von HOLST, SMIT & VEENSTRA 1970, dem Ichnotaxon Procolophonichnium haarmühlensis zugeordnet wurde.

Bergung und Präparation:

Die Prospektion und Bergung größerer zusammenhängender Fährtenfolgen aus den Biolaminiten, stößt in der Praxis an gewisse Grenzen. Zum einen begrenzt die Suche im Sprengschutt des normalen Abbaus die Größe der zu gewinnenden Flächen erheblich. Aber selbst wenn größere Flächen im Anstehenden geräumt und zugänglich sind, ist es schwierig bei den mitunter hauchdünnen Sedimentlagen, den Anschluss der gewünschten Fläche von einem Trockenriss-Polygon zum anderen zu treffen. Die oft leichte Aufwölbung der Polygon-Oberflächen zu den verfüllten Trockenrissen am Rand der Flächen hin, erschwert es mitunter ungemein, dieselbe Lage im Nachbarpolygon zu treffen. Hat man im Idealfall diese Probleme gelöst, steht man immer noch vor der schwierigen Aufgabe das, mitunter leicht aufblätternde Sediment, flächig im Zusammenhang zu bergen. Oft müssen die einzelnen Stücke, wie in unserem Fall, nachträglich verklebt werden. Bei dünnen Lagen, ist je nach Größe der Fläche, aus statischen Gründen eine Stabilisierung der Rückseite nötig. Dies kann mit Polyesterharz in Verbindung mit Glasfasermatten geschehen. Aber auch Dentalgips, in Verbindung mit entsprechenden Geweben ist hier zu empfehlen.

Literatur:

BAUMGARTE, D. & SCHULZ, M. (1986): Stratigraphie und Fauna des Unteren und Mittleren Wellenkalkes (Unteranis/Pelson) von Müs (Bl. 5423 Großenlüder). – Geol. Jb. Hessen 114 ; Wiesbaden
DIETRICH, C. & FICHTER, J. (2003): Eine erste systematische Saurierfährten-Grabung im Unteren Muschelkalk (Anis, Mitteltrias) von Großenlüder, Nordhessen (NW-Deutschland). Philippia 11/2; 109-132, 19 Abb., Kassel.
HOLST, H.K.H., SMIT, J. & VEENSTRA, E. (1970): Lacertoid footprints from the early Middle Triassic et Haarmühle, near Alstätte, W. Germany. – Proceedings van het koninklijk Niederlandse Akademie Wetenschapen, Sektion B, 73 (2): 157-165; Amsterdam.
Nopcsa, F. von (1923): Die Familien der Reptilien. – Fortschritte in Geologie und Paläontologie, 86: 1-210; Stuttgart.