Das besondere Fossil

Dezember 2010- Aspidogaster limicola
pdf

Aspidogaster limicola
Oberer Muschelkalk
flexuosus - Zone, Bucha
Größe der Kalk-Konkretion ca. 5,5 cm
Präparation und Sammlung: Sebastian Brandt

Vorkommen und Verbreitung:

Die Gattung Aspidogaster (FÖRSTER, 1967) ist aus dem Oberen Buntsandstein und dem Oberen Muschelkalk mit zwei Arten nachgewiesen. Während A. durlachensis aus Tonlinsen des Oberen Buntsandsteins vorliegt, die als Restwassertümpel von Überflutungsbereichen interpretiert werden, findet sich A. limicola verbreitet in der vollmarin geprägten Karbonatsedimentation des Oberen Muschelkalks. Hier vorwiegend in Konkretionen aus Knauerkalken der unteren Ceratitenschichten mit Fundschwerpunkt der letzten Jahre in Thüringen.

Beschreibung:

Aspidogaster gehört wie auch Litogaster in die Familie der Glypeidae, die u a. durch klauentragende Laufbeine (subchelate Pereiopoden) gekennzeichnet sind (FÖRSTER, 1967). Das abgebildete Exemplar zeigt dies sehr deutlich, vor allem am stark vergrößerten 1. Pereiopoden (rechts im Bild)) mit lang gezogenem „Scherenfinger“ gegenüber dem deutlich kürzeren „Scherenlager“. Im Gegensatz zu echten Greif- oder Knack-Scheren wie bei Lissocardia und Pseudopemphix (SCHULZ, 2002; GARRASINO et. al. 2000) sind derartige Werkzeuge funktional weniger spezialisiert und lassen auf eine variablere Ernährungsweise und damit auch höhere ökologische Potenz gegenüber wechselnden Umweltbedingungen schließen.
Das vorliegende Exemplar ist ein sehr vollständiges und gut erhaltenes Häutungshemd (Exuvie) von Aspidogaster limicola. Sämtliche Laufbeine, der Schwanz (Abdomen) mit einigen Schwimmbeinen (Pleopoden), der bei der Häutung nach oben verlagerte Kopfschild (Cephalotorax) sowie das 3. Maxiliarfüßchen (Mundwerkzeuge) sowie die Antennen und Antennulen sind deutlich erkennbar.

Fundumstände und Präparation:

Generell sind Krebse in den o. g. Bereichen nicht selten. Sie werden im frischen Aufschluss nur relativ selten im Gelände erkannt, da sie wie nahezu alle Decapoden – Reste sehr unscheinbar in kleinen Biomikrit-Konkretionen verborgen sind und somit eher weniger dem klassischen Sammelmuster für Muschelkalkfossilien entsprechen. Die Präparation derartiger filigraner Funde ist zu sehr aufwändig. Das vorliegende Exemplar wurde mit feinem Druckluftstichel bei zehnfacher Vergrößerung unter dem Binokular freigelegt. Die freigelegten Partien dabei sukzessive mit stark verdünntem Mattlack stabilisiert. Präparationszeit ca. 20 Stunden.

Literatur:

FÖRSTER, H. (1967): Die reptanten Decopoden der Trias. – N. Jb. Geol. Paläont. Abh. 128: 136-194, Stuttgart
GARASSINO, A., HAGDORN, H. & SCHULZ, M. (2000): Krebse aus dem Oberen Muschelkalk von Großenlüder (Hessen)- Beiträge zur Naturkunde in Osthessen 35; Fulda.
SCHULZ, M. (2002): Krebse aus dem Oberen Muschelkalk von Osthessen und Thüringen. Pseudopemphix albertii (H. V. MEYER, 1840)- Veröffentlichungen Naturkundemuseum Erfurt 21; Erfurt.