Das besondere Fossil

Mai 2009- Encrinus liliiformis LAMARCK 1816
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Encrinus liliiformis LAMARCK 1816
Halbgeöffnete Krone ohne Stiel,
Größe: 6 cm
Oberer Muschelkalk, robustus-Zone, Diemeltal
Slg.: M. Flöther

Beschreibung:

Encrinus liliiformis ist wie alle Stachelhäuter fünfstrahlig und radiärsymmetrisch aufgebaut. Fossil überliefert ist das aus bis zu ca. 10.000 Teilen bestehende Kalkskelett, das zu Lebzeiten durch organisches Bindegewebe zusammengehalten wurde. Der Kelch (Abb. 2) ist mit einem Stiel fest am Boden mit einem Hartgrund verankert. Begründet durch den fünfstrahligen Aufbau hat Encrinus 10 Arme (Brachia) mit innenseitigen Pinnulae zur Wasserfiltrierung.



Abb. 2: Nomenklatur der Encrinus-Krone


Bei einer Veränderung der Lebensbedingungen, wie etwa beim Sauerstoff- oder Salzgehalt des Wassers oder auch durch Wassertrübung, konnte zum Schutz des Wassergefäßsystems die Krone geschlossen werden. Bei langfristigen lebensfeindlichen Bedingungen konnte auch eine Versteifung des Skelettes eintreten, wodurch eine leichte Abtrennung der Arme oder Stiele möglich war (Autotomie).
Encrinus liliiformis war in der Lage, verlorene Arme zu regenerieren. Regenerierte Arme sind in fossiler Überlieferung häufig zu beobachten. Seltener sind pathologische Formen, die nicht auf Autotomie zurückzuführen sind. Bei der Auswertung von 352 Kronenbefunden eines Fundortes konnte durch WEISSMÜLLER bei 6 % der Kronen eine abweichende Armanzahl festgestellt werden. Die vorgefundenen Kronen mit abweichenden Armanzahlen waren stets mit einer Veränderung des Aufbaus an der Kelchbasis verbunden. Es waren beispielsweise Exemplare mit vier- oder sechsstrahligem Aufbau vorhanden.



Abb. 3: Geteilte Armspitze


Das gezeigte Exemplar weist eine Teilung der Armspitzen (Abb. 3) bei gleichbleibendem fünfstrahligem Aufbau bis vor die Armspitzen auf. Die Radiärsymmetrie ist nicht wie sonst üblich vorhanden. Es lässt sich nicht eindeutig feststellen, ob es sich um einen regenerierten Arm, oder eine genetische Anomalie handelt.

Literatur:

WEISSMÜLLER, A. (1998): Ein umfangreicher Fund von Encrinus Liliiformis Lamarck im Oberen Muschelkalk (mo2) des Diemeltales (Nordhessen) - Philippia, 8/4, 245-270, 21 Tafeln, Kassel