Das besondere Fossil

Oktober 2005- Ceratites enodis Quenstedt
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Ceratites enodis Quenstedt

Oberer Muschelkalk, enodis/posseckeri -Zone
Fo.: Schellroder Forst
Leg. et det.: S.Rein

Beschreibung:

Aberrante Ceratiten sind in vielfältiger Weise überliefert. Der Steinkern des missgebildeten C. enodis ist beidseitig sehr gut erhalten und ein wertvoller Informationsträger. Zwei unabhängig voneinander entstandene Besonderheiten sind dabei von Interesse.

1. Gehäuse-Knick am Übergang vom Phragmokon zur Wohnkammer.

Das Gehäuse der Ammonoideen besteht aus einer zur Spirale aufgerollten in sich geschlossenen Röhre. Beim Überwachsen von Behinderungen muss kurzzeitig durch Richtungswechsel die angestrebte Spiralform verlassen werden. Abhängig vom Ausmaß des Hindernisses entsteht dabei ein von außen sichtbarer Knick in der Windung. Die Ursache für die Änderung der Wachstumsrichtung beim C. enodis war der ventrolaterale Bewuchs durch die Muschel Placunopsis ostracina auf der vorigen Windung. Als sicheres Indiz für Epökie kann die am Nabelrand sichtbare doppelklappige Placunopsis dienen.


Abb. 2: Sichtbare doppelklappige Placunopsis am Nabelrand


2. Verheilte Bissverletzung

Die Verletzung auf der rechten Seite der Wohnkammer dokumentiert sich zum einen in der bis 6 mm überhöhten Aufblähung des Gehäuses (forma refecta Rein 1994) am interimistischen Mundrand und zum anderen an diversen Schalenfrakturen am Übergang zum Phragmokon. Sie lassen auf mehrere vergebliche Zugriffe durch einen Fressfeind mit spitz auslaufenden Zähnen schließen.

Das ursprünglich dabei beidseitig in großen Mengen ausgeschiedene organische conellenbildene „Reparaturmaterial“ ist z.T. noch in limonitischer Erhaltung überliefert.

Die Rekonstruktion der Mundrandverletzung (forma refecta) ermöglicht die Fixierung des Zeitpunktes der Feindattacke während der Ontogenie. Da die Wohnkammer der germanischen Ceratiten einen halben Umlauf einnimmt reichte sie bei der Verletzung bis zum neunten Septum. Damit wird diese durch erhöhte Conchinausscheidung abweichende Kammer (Abb. 4) in diesem Phragmokonabschnitt erklärbar.

Der nachfolgende Einbau der neun Septen entspricht dem Zeitabschnitt der Überlebensdauer, lediglich der entsprechende Zuwachs von 70-80° der Wohnkammer fehlt am Steinkern (Abb. 3).


Abb. 3



Abb. 4


Literatur:

Rein, S. (1994): Über eine interessante Gehäuseregenerierung der Ceratiten.- Veröff. Naturkundemuseum Erfurt, 13: 91-100, 8 Abb., Erfurt.

Rein, S. (1994): Bißverletzungen auf Ceratitensteinkernen.- Veröff. Naturhist. Mus. Schleusingen, 9 , 9-15, 1 Abb., 2 Taf., Schleusingen.