Das besondere Fossil

März 2006- Chelocrinus schlotheimi (QUENSTEDT) 1835
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Chelocrinus schlotheimi (QUENSTEDT) 1835

Oberer Muschelkalk, Gelbe Basisschichten
Fo.: Temporärer Aufschluss am Bahneinschnitt zwischen Bonenburg und Willebadessen
Slg.: Weissmüller, Kassel

Fundsituation:

Das abgebildete Fundstück konnte an der Böschung einer teilweise neu angelegten Bahntrasse zwischen Bonenburg und Willebadessen im Bereich der gelben Basisschichten geborgen werden. Neben dem dargestellten Fund wurden weitere mikritische Kalksteinplatten mit Stielabschnitten horizontiert aufgesammelt.

Beschreibung und systematische Stellung:

Das abgebildete Exemplar ist annähernd vollständig. Lediglich das Haftorgan, einige Stielglieder im oberen Drittel des Stiels und die äussersten Armspitzen fehlen. Es ist noch nicht ausgewachsen (semiadult). Der annähernd 30 cm lange Stiel liegt, dem typischen Beweglichkeitsschema der Muschelkalk – Encriniden entsprechend, distal versteift und proximal (kronennah) gekrümmt auf der Kalkplatte. Im kronenahen Stielbereich sind die Nodalglieder mit Zirren besetzt.

Im allgemeinen sind Zirren bei Ch. schlotheimi nur noch rudimentär vorhanden; lediglich bei juvenilen Exemplaren zeigen sich diese als phylogenetisch ältere Entwicklungsstufe etwas ausgeprägter. Das Fundstück weist einen verhältnismäßig starken Zirrenbesatz auf. Dieser ist an den ersten 15 Nodalia nachweisbar. Die Zirren weisen eine Länge von bis zu 20 mm auf. Die gesamte Seelilie ist rosarot bis weinrot gefärbt.

Phylogenetisch nimmt der zwanzigarmige Ch. schlotheimi eine Mittelstellung zwischen dem älteren Ch. carnalli und dem jüngeren Ch. cassianus ein.

Verbreitung und Vorkommen:

Chelocrinus schlotheimi besiedelte zu Beginn des Oberen Muschelkalkes das Germanische Becken. Das Verbreitungsgebiet beschränkt sich jedoch auf ein eng umgrenzbares Gebiet östlich der Rheinischen Insel. Die Einwanderung erfolgte durch die Burgundische Pforte aus dem Westmediterranen Becken. Im germanischen Muschelkalkbecken überlebte Ch. schlotheimi nur eine kurze Zeit nach der Besiedlung. Er wurde vom größeren und weiter spezialisierten Encrinus liliiformis verdrängt [ Hagdorn 1982 ] .

Präparation:

Die Präparation des Fundstückes erfolgte mit KOH sowie mit Druckluftstichel und Schaber.

Literatur:

HAGDORN, H. (1982): Chelocrinus schlotheimi ( QUENSTEDT) 1835 aus dem Oberen Muschelkalk (mo1, Anisium) von Nordwestdeutschland. - Veröffentlichungen Naturkundemuseum Bielefeld, Nr. 4, S. 5-33; 23 Abb., 6 Tab., Bielefeld

KOZUR, H. (1974): Biostratigraphie der germanischen Mitteltrias. – Teile 1-3. – Freiberger Forschungshefte; C 280, 1-56, 1-71, Tab. 1-15, Leipzig