Das besondere Fossil
Februar 2009- „innere Sutur“ eines Ceratites spinosus
Ceratites spinosus, Oberer Muschelkalk, Troistedt, D = 13,4 cm innerer Bereich der ceratitischen Lobenlinie Slg.: M. Hielscher |
Beschreibung:
Die Verwachsungslinie der Septen (Kammerscheidewände) mit der Gehäuseinnenwand wird
bei Cephalopoden Lobenlinie, Sutur oder Nahtlinie genannt. Sie ist unmittelbar nur
auf Steinkernen sichtbar. Der Grundtyp der ceratitischen Lobenlinie besitzt nach vorn
(zur Gehäusemündung) gerichtete glattrandige Sättel und nach hinten gerichtete mehr
oder weniger deutlich gekerbte Loben.
Weder die Ausbildung der variablen Elemente des äußeren Bereiches der Lobenlinie
(externe und laterale Gehäuseseite) noch die des inneren Bereiches ist taxonomisch
zu verwerten. Für das Verständnis des Gehäusebauplanes der Ceratiten ist jedoch die
Kenntnis der gesamten Nahtlinie Voraussetzung. Zusätzlich machen genetisch fixierte
Merkmalskombinationen in Populationsanalysen gewisse Tendenzen in phylogenetischen
Abläufen sichtbar (REIN 2004, 2007).
Die variable und ästhetische Ausbildung der Sutur des äußeren Bereiches ist jedem Ceratiten-Sammler bestens bekannt. Seltener diagenetisch gut erhalten ist jedoch die Verwachsungslinie der Kammerscheidewände im dorsalen Bereich als isoliertes Teilstück der Gehäuseröhre überliefert. Auch sie besteht aus Loben und Sätteln. Da diese dorsalen Elemente jedoch nur auf Steinkernresten sichtbar werden, bleiben sie beim Fossilien-Sammeln in der Regel als „Bruchstück“ unbeachtet im Gelände liegen.
Die ausgebrochene Hälfte der ursprünglich planspiral aufgerollten in sich geschlossenen Gehäuseröhre macht den Blick auf den inneren Bereich der Lobenlinie frei. Auf diese Weise wird der grundlegende Unterschied zum Gehäusebauplan rezenter und fossiler Nautiloidea bildhaft nachvollziehbar.
Literatur:
REIN, S. (2007): Die Biologie der Ceratiten der flexuosus-, sequens/pulcher und semipartitus/meissnerianus- Zone – Entstehung und Aussterben der Biospezies Ceratites nodosus - Veröff. Naturkundemuseum Erfurt, 26: 39-67, 32 Abb., 6 Taf., 3 Prof., Erfurt.