Das besondere Fossil

Juli 2009- Ceratites philippii RIEDEL
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Ceratites philippii RIEDEL

Größe: DI = 95 mm, DPhr = 79 mm
Oberer Muschelkalk, untere robustus-Zone, Walburg
Slg.: S. Brandt

Beschreibung:

Echte Epökie (doppelseitiger Bewuchs zu Lebzeiten) durch drei Generationen bis max 30 mm große Placunopsis ostracina, mit einem 210° zurückreichenden Abschnitt überwachsener Placunopsis-Individuen und dadurch erfolgter Vergrößerung der Nabelweite, extrem aszendente Position des Weichkörpers (Lobenlinie), genetisch bedingte Kerbung des Externsattels und Rillenbildung entlang der Umbilikalkante.

Phylogenese:

In der Phylogenese (Stammesentwicklung) der Biospezies Ceratites nodosus stehen Ceratites philippii / Ceratites robustus als „Chronospezies“ (Zeitform) der dichotomen Phase 2 (Ph 2). Die Ontogenese (Individualentwicklung) der Individuen in den Phasen 2, 4 und 6 ist mit dem ersten Ontogeniestadium (Gehäuse noch ohne Skulptur) bzw. dem zweiten Ontogeniestadium (Gehäuse mit dichotomer Skulptur) abgeschlossen. Dabei verharren die dimorphen Individuen der Formenreihe „E“ immer länger im ersten Ontogeniestadium, d. h. ihre Innenwindung bleibt länger skulpturlos, als die der Individuen der Formenreihe „P“. Sie sind an diesem Merkmal deshalb auch in den Phasen 1; 3 und 5 in denen Einfachrippen gebildet werden, als Dimorphe zu unterscheiden.



Abb. 2


Wie das Belegstück zeigt, können einzelne Individuen der Chronospezies Ceratites philippii auf dem Skulpturniveau des ersten Ontogeniestadiums verharren und dann leicht mit Ceratites enodis (Ph 4) verwechselt werden.

Die weiteren Bild-Beispiele zeigen, wie groß sich die morphologische Variabilität mit stets fließenden Übergängen dieser „Zeitform“ darstellt. Diese immer früher einsetzende und lang anhaltende Geschlechtsreife kann mit Anpassung an sich ändernde ökologische Veränderungen gedeutet werden.



Abb. 3




Abb. 4




Abb. 5


Am gemeinsam mit dem Ceratites philippii eingebetteten juvenilen Ceratites robustus wird der morphologische Unterschied der frühen Ontogeniestadien sichtbar. Im folgenden Beitrag „Fossil des Monats August“ wird die Individualentwicklung der Dimorphe „P“ dargestellt und gleichzeitig ein Vergleich mit den Zeitformen der enodis/posseckeri -Zone (Ph 4) erfolgen.

Literatur:

REIN, S. (2001): Neue Erkenntnisse zur Evolutionsbiologie der germanischen Ceratiten.- Ontogenese, Phylogenese und Dimorphismusverhalten Freiberger Forschungshefte C492, 9: 99 – 120, 5 Abb., 4 Taf., Freiberg.
REIN, S. (2007): Die Biologie der Ceratiten der flexuosus-, sequens/pulcher und semipartitus/meissnerianus – Zone – Entstehung und Aussterben der Biospezies Ceratites nodosus.- Veröff. Naturkundemuseum Erfurt 26: 39-67, 32 Abb., 6 Taf., 3 Prof., Erfurt
REIN, S. (2007): Die Evolution der Biospezies „Ceratites nodosus“ – Vom typologischen Art-Konzept zum Biospezies-Konzept.- Beitr. z. Geologie v. Thüringen, N.F.14: 85-112, 23 Abb., Jena