Das besondere Fossil
Oktober 2009- Ceratites enodis [Progenese I] QUENSTEDT
Größe: DI = 68 mm, DPhr = 58 mm Oberer Muschelkalk, enodis/posseckeri-Zone, Schellroda-Bank -40 cm, Mühlberg Besonderheit: durchgängig nodos skulpturiert Slg.: S. Brandt |
Abb. 2
|
Abb. 3
|
Im Profilabschnitt zwischen der Gänheim-Bank und der Schellroda-Bank kommt es zum markantesten und interessantesten Morphologiewechsel in der Ceratiten-Phylogenese. Die Individualentwicklung der bis zur Gänheim-Bank mit kräftigen Einfachrippen (drittes Ontogeniestadium) existierenden spinosen Morphen wird überraschend mit dem ersten Ontogeniestadium (Gehäuse noch ohne Skulptur) bzw. dem zweiten Ontogeniestadium (Gehäuse mit dichotomer Skulptur) abgeschlossen. Das entspricht einer Vorverlegung der Geschlechtsreife (Progenesis) als Anpassung an bedeutsame ökologische Veränderungen (Fazieswechsel). Ähnlich reagieren gleichfalls die Ökophänotypen Coenothyris vulgaris – Coenothyris cycloides auf die Milieuänderungen (s. Profil). Nach intensiver Geländearbeit kann inzwischen dieser variable Anpassungsvorgang detaillierter rekonstruiert werden. In der Phylogenese (Stammesentwicklung) der Biospezies Ceratites nodosus stehen sich Ceratites enodis und Ceratites posseckeri als „Chronospezies“ (Zeitform) der zweiten dichotomen Phase wieder als deutlich unterscheidbare Dimorphe gegenüber.
Abb. 4: C. spinosus „E“ („postspinosus“) aus dem Liegenden der Gänheim-Bank mit einer Übergangsmorphe „E“ aus einem Fundhorizont 40 cm unter der Schellroda-Bank mit rudimentären spinosen Merkmalen. Das Belegstück „FdM Oktober 2009“ wäre ohne den bekannten Fundhorizont sowohl stratigraphisch als auch taxonomisch nicht einzuordnen.
|
Abb. 5: Alle drei Belegstücke stammen aus dem Liegenden der Schellroda-Bank des Profils Mühlberg und sind unterschiedlich skulpturiert.
|
Abb. 6: Das 8,8 cm große Belegstück ist direkt aus der Schellroda-Bank des Profils „Augustaburg“ hat Faltenrippen auf dem Phragmokon und Sichelrippen auf der Wohnkammer.
|
Abb. 7: Die Belege der „E“ Morphen aus dem Hangenden der Schellroda-Bank des Profils Bischleben sind bereits 20% größer und ihre skulpturelle Variabilität ist geringer.
|
Abb. 8: Dimorphismus-Paar aus dem Horizont 41 cm unter der Schellroda-Bank des Profils Mühlberg. Beide Morphen besitzen noch gewisse spinose Skulpturmerkmale und wären ohne den bekannten Fundhorizont sowohl stratigraphisch als auch taxonomisch nicht einzuordnen.
Im folgenden Beitrag „FdM November“ wird die Individualentwicklung der Dimorphe „P“ C. posseckeri dargestellt
|
Am Beispiel der Variabilität von „E“ –Formen (Chronospezies „enodis“) der Biozone wird bereits der evolutionäre Unterschied zwischen den Morphen aus dem Liegenden und dem Hangenden der Schellroda-Bank deutlich.
Literatur:
REIN, S. (2001): Neue Erkenntnisse zur Evolutionsbiologie der germanischen Ceratiten.- Ontogenese, Phylogenese und Dimorphismusverhalten Freiberger Forschungshefte C492, 9: 99 – 120, 5 Abb., 4 Taf., Freiberg.
REIN, S. (2007): Die Evolution der Biospezies „Ceratites nodosus“ – Vom typologischen Art-Konzept zum Biospezies-Konzept.- Beitr. z. Geologie v. Thüringen, N.F.14: 85-112, 23 Abb., Jena